Der TV Hardheim untermauert die von der HG Königshofen/Sachsenflur zurückgewonnene Vormachtstellung eindrucksvoll Die seriöse Rechnung des Bernd Becker Von unserem Redaktionsmitglied Michael Fürst
Die grüne Karte hielt Heiko Maag fast die komplette zweite Spielhälfte in Händen. Die Farbe symbolisierte ein wenig sein Inneres: Der Trainer der HG Königshofen/Sachsenflur hoffte, nochmals eine Auszeit nehmen zu können, um seine Jungs auf einen Endspurt im Landesliga-Derby beim TV Hardheim einstimmen zu können. Vergeblich. Statt der ersehnten Aufholjagd bauten die Erftäler ihren 18:13-Pausenvorsprung kontinuierlich aus und demonstrierten vor allem im zweiten Durchgang ihre von der HG nun zurückerlangte Vormachtstellung im Handballkreis Tauberbischofsheim/Buchen eindrucksvoll. Als Holger Nickert, Präsident das Badischen Handball-Verbandes, auf die Anzeigentafel in der mit etwa 700 Zuschauern gut gefüllten Walter-Hohmann-Sporthalle blickte, konnte er es selbst kaum glauben. Das 34:23 entlockte ihm: "Dass es so deutlich werden würde, hätte ich nicht erwartet. Positiv überrascht hat mich vor allem der Hardheimer Rückraum."
Überrascht hat dieser Rückraum Heiko Maag sicher nicht, eher ernüchtert, denn Nico Neuhaus, Henrik Bischof und Thomas Withopf stellten die HG-Jungs über 60 Minuten hinweg vor unlösbare Aufgaben: "Wenn die hochsteigen, stehen sie 2,50 Meter in die Luft. Das können wir nicht mehr blocken", musste der HG-Coach die Wurf-Wucht der TVH-Hünen anerkennen. Sein Team hatte das Derby spätestens zu dem Zeitpunkt verloren, als Gabor Todt und Sven Meder frühzeitig verletzt ausscheiden mussten. "Von da an hatten wir im Angriff keine Durchschlagskraft mehr", erkannte Maag. Und so erwies sich die bereits im Vorfeld mehrfach artikulierte "größere Breite im Kader der Hardheimer" letztlich als Fundament des Sieges. Denn auch beim TVH, dem einstigen Regionalligisten, fehlte mit Robin Steinbach, Steffen Gärtner, Thomas Farrenkopf, Lukas Schneider und Johannes Ackermann eine Vielzahl wichtiger Akteure, doch nicht zuletzt kam mit Lukas Dyszy ein Routinier von der zweiten Mannschaft zurück ins Team, welcher nicht nur als Lenker in der Mitte, sondern mit seinen Toren zudem als Qualitätsstütze diente.
Erste Zusagen bei der HG
So ein wenig drückte die Überlegenheit in den Höhen auch die Zukunft der beiden Lokalrivalen aus. Während die HG sicher in der Landesliga verbleibt und dort mit "den Meyers und den Meders" sowie Cico, Todt, Fischer und Zahner die ersten Zusagen für die kommende Runde hat, führt der Weg des TVH wohl unweigerlich eine Etage höher - in die Badenliga. "Wir brauchen jetzt gar nicht mehr lange drum herum zu reden, wir wollen Platz eins", sagte dann auch Bernd Becker. Der TV-Trainer kennt die Sehnsüchte der Hardheimer nach diesem Aufstieg und meint: "Das Umfeld und das begeisterungsfähige Publikum sind allemal Badenliga tauglich." Doch ist es auch die Mannschaft? "Ja", meint HG-Trainer Heiko Maag. "Ja", sagt auch BHV-Präsident Holger Nickert. Und Bernd Becker? "In unserem Kader wird sich nicht viel verändern. Die Mannschaft wird zusammenbleiben, darüber hinaus führen wir Gespräche mit potenziellen Neuzugängen." Namen wollte Becker, wie branchenüblich, keine nennen. Doch wer sich genau umgeschaut hatte, der hat so manche "Handball-Kapazität" beim Derby in der Halle erblickt. Der Spagat, ein Team zu bauen, das vornehmlich von einheimischen Spielern gespeist ist und dazu von auswärtigen Akteuren durchsetzt, soll auch weiter gelingen. "Das ist hier unser Ziel, und dazu braucht man auch ein wenig Geduld. Und nur mit Einheimischen geht es auch nicht", weiß Becker. Im nächsten Spiel kann der TVH die Weichen schon entscheidend Richtung Badenliga stellen: Dann kommt nämlich der direkte Konkurrent TSV Rot ins Erftal, und Bernd Becker rechnet vor: "Wenn wir unsere vier Heimspiele und eines der beiden Auswärtsspiele noch gewinnen, sind wir aufgestiegen." Nach dem jüngst Gezeigten erscheint diese Rechnung äußerst seriös . . .
Das Restprogramm des TVH: TSV Rot (H). TV Hemsbach (H). HG Oftersheim/Schwetzingen II (A). HSG St. Leon/Reilingen II (H). TV Bammental (A). TV Eppelheim (H). © Fränkische Nachrichten, Montag, 04.03.2013
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