Turnerbund taumelt dem Abstieg entgegen
Badenliga-Schlusslicht Reilingen geht beim Vorletzten Viernheim mit 20:30 (10:13) unter
Sie haben mit dem trostlosen Auftritt am Samstagabend tatsächlich auch etwas gewonnen: dieses „etwas“ ist allerdings nur die weitgehende Gewissheit über die Klassenzugehörigkeit in der kommenden Saison. Die Partie beim TSV Viernheim war für die TBG-Handballer eine Art „Endspiel“ um die letzte realistische Chance, den Klassenerhalt noch aus eigener Kraft schaffen zu können. Nach dem 20:30-Debakel bei den zuvor nur mit einem Punkt mehr ausgestatteten Südhessen dürfte klar sein, dass der „Ausflug“ der Reilinger in die höchste BHV-Staffel keine weitere Fortsetzung erfährt.
Vorwürfe jeglicher Art wären jedoch jetzt völlig deplatziert, denn weder die seit dem Aufstieg kaum veränderte – geschweige denn grundlegend verstärkte – Mannschaft noch die rührigen Verantwortlichen im Umfeld haben vor dem Hintergrund der bestehenden Rahmenbedingungen gravierende Versäumnisse begangen. Das Team hat in seiner jetzigen Zusammensetzung offenbar die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit erreicht. Der Aufstieg vor knapp zwei Jahren war der verdiente Lohn für eine kontinuierliche Aufbauarbeit des Gesamtvereins. Doch der nötige Qualitäts-Schub, der erforderlich gewesen wäre, um den gestiegenen Anforderungen dauerhaft gerecht zu werden, ließ sich aus verschiedenen Gründen nicht realisieren. Nach dem glücklichen Ligaverblieb im vergangenen Jahr zeigte sich der scheidende Erfolgscoach Hartmut Schulz bei aller Freude überrascht, dass gerade mal 14 Punkte zum Klassenerhalt gereicht hatten – derzeit hat die TBG-Sieben bei noch neun ausstehenden Begegnungen ganze fünf Zähler auf der Habenseite. Durch den Wegfall der schwächsten Teams des Vorjahres, TV Neuthard und TV Bammental, wurde der Turnerbund zum Abstiegskandidaten Nummer eins, zumal bald nach Saisonbeginn feststand, dass sich weder die starken Aufsteiger aus Bretten und Hockenheim noch BWOL-Rückkehrer Nussloch in den hinteren Tabellenregionen einsortieren würden. Reilingens derzeitiger Trainer Branko Dojcak hat auf internationaler wie auch regionaler Ebene genügend Erfahrungen gesammelt, um gerade die Widrigkeiten der Personal-Akquise treffend beurteilen zu können: „Es ist für junge Perspektiv-Spieler nicht sonderlich reizvoll, sich aus rein sportlichen Motiven einer Mannschaft im Abstiegskampf anzuschließen, die zudem ihr Training und die Heimspiele ohne das bei vielen kaum verzichtbare Ballharz austrägt. So müssen wir vermutlich auch in Zukunft mit dem vorhandenen Kader versuchen, das Optimum zu erreichen.“ Gegen die ebenfalls nervösen, aber hochmotivierten und sehr dynamischen Viernheimer gelang dies in Ansätzen bestenfalls in der ersten Halbzeit. Statt eines energischen Aufbäumens nach dem 10:13 zur Pause präsentierten sich die Gäste zunehmend planlos und ohne Biss, wodurch sie den Hausherren den Sieg beinahe auf dem Silbertablett reichten. Dojcak sprach anschließend beim Trainer-Talk von einem „Totalausfall“ der gesamten Mannschaft, die eine unfassbare Fülle an Geschenken verteilt habe. Passend waren diese nur in der Hinsicht, dass der erleichterte TSV-Trainer Sahm am Samstag Geburtstag hatte.
TBG: Schleyer, Weick; T. Haffner (2/1), Schneider (2), Rausch (1), Müller (5/2), Schifferdecker (1), C. Bikowski (3), Decker (4), Sand, Zöller (1), M. Haffner (1).
TSV: Dietrich, Vollhardt; Zöller (3), Höger (1), Becker (1/1), Lessle, Markert (4), Seib (1), Peiter (2), Volz (2), Tunkl (8/4), Ritter (1), Deckert (6/1), v. Babka (1).
Spielverlauf: 0:1, 3:3, 5:3, 9:4, 11:6, 12:9, 13:10 (Hz) 14:10, 17:11, 22:13, 26:14, 28:17, 30:20.
Strafwürfe: 6/5 - 4/3 - Zeitstrafen: 6 - 5
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