Quelle: RNZ, 14.2.2012
In ein paar Jahren in der 3. Liga
Die Pläne der Nußlocher Handballer nach dem Sieg im Spitzenspiel gegen Hockenheim
Nußloch. (soz)
Die Frage bekommt er seit ein paar Monaten immer wieder gestellt. Warum, in Gottes Namen, warum wechselt man mit Mitte Zwanzig von der Handball-Bundesliga in die vier Klassen tiefere Badenliga. Frank Müller steht ein paar Minuten nach dem Kracher zwischen Spitzenreiter SG Nußloch und Verfolger HSV Hockenheim im Kabinengang der Olympiahalle und antwortet: „Ich habe meinen Beruf in den Vordergrund gestellt. Ich arbeite nun fest und spiele jetzt hier in Nußloch – und habe trotzdem Spaß.“ Dass Nußloch diesen außergewöhnlichen Handballer verpflichten konnte, liegt vor allem an Müllers Bruder Christian, der seit Sommer Co-Trainer ist und vorher jahrelang Kreisläufer war. So kam Frank Müller vor der Saison aus Friesenheim, ist der prominenteste Neue bei der SG und mitverantwortlich dafür, dass der Klub nach dem 27:25 einen großen Schritt Richtung Meisterschaft gemacht hat. 1000 Zuschauer sahen einen zum Schluss ungefährdeten Sieg, zu dem Müller drei Treffer beitrug. Müller hatte schon bessere Tage, zuletzt erzielte er des Öfteren zehn Tore pro Spiel: „Wer denkt, man kommt von der Bundesliga in die Badenliga und es läuft einfach so von alleine, der liegt falsch.“ An diesem Nachmittag entschied vor allem Linksaußen Sebastian Körner die Partie mit sieben teilweise phantastischen Treffern. „Die haben eben eine unglaublich große individuelle Klasse“, so Hockenheims Trainer Haris Halilovic, „die werden das jetzt machen.“ Drei Punkte beträgt der Nußlocher Vorsprung acht Spieltage vor Schluss auf den Konkurrenten, der dem Favoriten allerdings lange das Leben schwer machte. Hockenheim führte 4:7, zur Pause noch 11:12. Erst nach dem 19:17 kam Nußloch so richtig in Fahrt. „Ich bin zufrieden mit den zwei Punkten, ich bin zufrieden mit dem kämpferischen Einsatz, aber ich bin nicht zufrieden mit unserer Angriffsleistung“, sagte denn auch Nußlochs Trainer Admir Kalabic, „aber es ist eben die Kunst, dass man dann auch solche Spiele gewinnt.“ Nußloch beherrscht in diesen Wochen die Badenliga. Und so planen die Verantwortlichen seit Wochen schon die Zukunft, die dann so aussehen soll: „In ein paar Jahren wollen wir in der Dritten Liga sein“, so Vorstands-Mitglied Jochen Rieger. Seine Wunsch-Vorstellung sieht so aus: „In diesem Jahr den Aufstieg in die Baden-Württemberg-Liga. Im nächsten Jahr wollen wir dort einen Mittelplatz erreichen. Und im übernächsten Jahr wollen wir dann ganz vorne mitspielen.“ In Nußloch hat ein großes Umdenken stattgefunden. Vor drei Jahren stieg der Klub schon einmal in die BW-Liga auf, aber gleich wieder ab. Damals zögerten die Funktionäre aus finanziellen Gründen lange, ob sie den Aufstieg überhaupt annehmen sollten. Jetzt hat sich die Lage drastisch verbessert. „Es gibt inzwischen einen Kreis von vier, fünf Leuten, die uns richtig gut unterstützen“, so Rieger. Man habe sich, berichtet Rieger, in den vergangenen Wochen zusammengesetzt und Pläne geschmiedet. „Wir haben seit Jahren eine volle Halle, der Verein ist inzwischen mitgewachsen. Wir haben Spieler wie Müller oder Körner geholt, die wollen mit uns etwas erreichen. Ich glaube, wir können das alles stemmen. Und ich bin überzeugt, dass die Heidelberger Handball-Region einen Drittligisten gut vertragen könnte.“ Doch zuerst muss Nußloch erst einmal diese Saison Meister werden, woran selbst der härteste Konkurrent nicht mehr zweifelt – siehe oben. Nußloch: Körner 7, Mantek 6, Erles 4, Müller, Widmann je 3, Job 2, Wolf 2/2.
Hockenheim: Müller(3, Stotz 3/3, Gubernatis 1, Hess 2, Volz 2, Gans 9/1, Schinke 4, Lein 1.
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