Badenligaforum/Landesligaforum-Nord

TBG schlägt HSV in denkwürdigem Derby

Badenligist Reilingen siegt im Heimspiel gegen Hockenheim mit 27:25 (10:12)

Eine Woche nach dem desolaten Auftritt beim Vorletzten Viernheim, der für die Mannschaft von Badenliga-Schlusslicht Reilingen den fast schon sicheren Abstieg bedeutete, hat die Dojcak-Sieben ausgerechnet im prestigeträchtigen Nachbarschaftsduell mit dem HSV Hockenheim ein imposantes Lebenszeichen von sich gegeben. Das Aufsteiger-Team von Gästecoach Haris Halilovic wurde seiner Favoritenrolle als Ex-Spitzenreiter nur im ersten Durchgang gerecht, rutschte aber letztlich mit der fünften Niederlage in Serie weiter ins Tabellen-Mittelfeld ab.

Vor einer großen und stimmungsvollen Zuschauerkulisse in der Mannherz-Halle erwischten die Hausherren einen miserablen Start und lagen schnell mit 0:4 (5.) hinten. Die HSV-Cracks Schinke, Gubernatis, Gans und Schmitt nutzten zielstrebig und abgeklärt die Lücken in der schlecht sortierten Hintermannschaft des Turnerbundes, während auf der Gegenseite eine stabile Defensive und der aufmerksame Keeper Mächtel vorläufig die „Null“ sicherten.
Nachdem die Gastgeber langsam besser ins Spiel gefunden hatten, bremsten sie sich bei ihrer Aufholjagd mit suboptimaler Chancenverwertung – unter anderem vergaben sie binnen zwei Minuten ihre ersten beiden Strafwürfe - zunächst noch selbst aus. Im letzen Angriff vor der Pause stellte HSV-Goalgetter Schinke den 12:10-Vorsprung seiner Farben her.

Hockenheims Ehrenvorsitzender Manfred Müller hatte zu diesem Zeitpunkt ein Unentschieden als passendes Endresultat bezeichnet, das seiner Ansicht nach beiden Kontrahenten wieder das zuletzt vermisste Selbstvertrauen zurückgeben würde.


Die zweite Halbzeit bot dann schlichtweg alles, was „per Definition“ ein Derby auszeichnet: spielerische Defizite wurden durch kämpferischen Einsatz, bis zuletzt spannende Dramatik und große Emotionen mehr als wettgemacht. Die entscheidende Wende zugunsten der Reilinger vollzog sich zwischen der 35. und der 40. Minute, da die Einheimischen in dieser Phase aus dem 12:14-Rückstand mit dem 16:14 ihre erstmalige Führung machten. Zweimal Linkshänder Christian Bikowski, Stephan Schneider mit einem fulminanten Knaller in den Winkel bei angezeigtem „Zeitspiel“ und Matthias Haffner mit einem „Abstauber“ am Kreis sorgten für Stimmung im TBG-Fanblock. Wenig später führte der Turnerbund gar mit 19:16, aber der HSV konterte zehn Minuten vor dem Ende nochmals zum 22:21 durch Patrick Schäfer.
Zu den Matchwinnern für das insgesamt geschlossener agierende Ensemble des Tabellenletzten wurden in der packenden Schlussphase die Tormänner Schleyer – er zeigte im gesamten Verlauf mehrere Glanzparaden und vereitelte im Finale einige Hochkaräter – sowie Markus Eberwein als Sieger im Siebenmeter-Zweikampf gegen den bis dahin fehlerfreien Mirko Hess. Das I-Tüpfelchen gelang Routinier Schifferdecker 20 Sekunden vor dem Abpfiff: die soliden Schiedsrichter forderten beim Stand von 26:25 zum Torwurf auf und die Gäste hatten bereits den siebten Feldspieler als letzte Gegenmaßnahme in Lauerstellung, als der 30-Jährige mit einem unhaltbaren Geschoss ins Tordreieck für grenzenlosen Jubel auf der einen und fassungslose Niedergeschlagenheit auf der anderen Seite sorgte.

Nach der gefühlten Ewigkeit von knapp drei Monaten genossen die Reilinger erstmals wieder das Gefühl des Siegens und feierten – trotz oder gerade wegen des vermutlich nicht mehr zu verhindernden Abstieges - dieses mittlerweile selten gewordene Ereignis beinahe so ausgelassen wie die Landesliga-Meisterschaft vor zwei Jahren. Einen guten Riecher hatte auch der Wirtschafts-Ausschuss des Turnerbundes bewiesen, denn die erstmals angebotene „After-Derby-Lounge“ im Hallen-Foyer wurde nachher – zumindest auf Seiten der Gewinner – zur gut besuchten Party-Location.

TBG: Schleyer, Eberwein, Weick; T. Haffner (2), Schneider (3), Rausch (1), Müller (4), Schifferdecker (2), C. Bikowski (5), Decker (4), Sand, Zöller (3/1), M. Haffner (3), Krüger.

HSV: Mächtel, Ludmann; Schinke (9/3), Gubernatis (1), Schäfer (1), Gans (4), Hess (8/3), Müller (1), Schmitt (1), Seifried (3/1), Reinhardt (1), Haasis.


Spielverlauf: 0:4, 2:6, 4:6, 6:9, 8:11, 10:12 (Hz) 10:13, 12:14, 16:14, 19:16, 20:21, 24:22, 27:25 .

Strafwürfe: 3/1 - 7/6 - Zeitstrafen: 2 - 4

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Stimmen zum Spiel:

HSV-Coach Haris Halilovic: „Ein verdienter Sieg für die Reilinger, die in der entscheidenden Phase cleverer waren als wir. Durch die vergebenen Großchancen in der Schlussphase haben sich meine Spieler ein besseres Ergebnis verbaut. Trotz des jetzigen Negativ-Laufs bin ich mir sicher, dass wir bald wieder Punkte holen werden.“

TBG-Trainer Branko Dojcak: „Dieser Erfolg war enorm wichtig für unser Selbstvertrauen, vor allem aber auch eine Wiedergutmachung für unsere treuen Zuschauer, denen wir in dieser Runde einiges zugemutet haben. Die Mannschaft hat gezeigt, was sie an einem guten Tag in annähernder Bestbesetzung zu leisten im Stande ist. Deshalb dürfen wir uns jetzt - ungeachtet der Tabellensituation - zurecht darüber freuen, dieses Spiel gewonnen zu haben“


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