Der HSV verliert völlig den Kopf
Bittere 18:29-Niederlage beim TV Friedrichsfeld: HSV verliert völlig den Kopf
Am Ende blickten die Hockenheimer HSV-Verantwortlichen und auch Trainer Haris Halilovic nur ungläubig in die Runde der Lilli-Gräber-Halle. Gerade war ihre Mannschaft trotz einer 12:10-Führung zur Pause vom TV Friedrichsfeld mit 29:18-Toren abgeschlachtet worden – die höchste HSV-Niederlage in der Badenliga. Was war da nur in den zweiten 30 Minuten bei den Hockenheimern passiert? Alles Unglück, Pech, Unvermögen und Disziplinlosigkeiten kamen bündelweise zusammen. Als Addition stand dann da eine Halbzeitbilanz von 6:19 zu Buch, die jetzt erst einmal verdaut werden muss.
„Ich kenne meine Mannschaft eigentlich nicht mehr. Das war nicht das Team, das eine Woche zuvor mit viel Kampf und Einsatz die Heddesheimer besiegt hat“, musste Coach Halilovic erst einmal tief durchatmen und Betreuer Hubert Renz murmelte nur: „Man kann verlieren, aber wehren muss man sich doch…“
Das Unheil begann in der 34. Minute, als der zuvor überragende Hockenheimer Rückraumspieler Philippe Schinke bei einem Siebenmeter den Friedrichsfelder Torwart Thorsten Eichhorn unglücklich am Kopf traf und die rote Karte kassierte. Mit sieben Toren hatte Schinke in der Zeit zuvor über die Hälfte der HSV-Treffer und damit den Ausfall von Simon Gans kompensiert, der wegen einer Armverletzung nur sporadisch eingesetzt werden konnte und erstmals in dieser Saison keinen einzigen Treffer beisteuern konnte. Spielmacher Philipp Stotz, der in dieser Woche an der Schulter operiert wird, kann in dieser Saison gar nicht mehr dabei sein. Dafür hatte Hockenheim Talent Max Rausch und Fabian Reinhardt im Aufgebot.
Nach Schinkes Ausfall ging die Hockenheimer Spielkultur von einer zur nächsten Minute flöten. Die Abwehr funktionierte gar nicht mehr, die Spieler zerrieben sich in Einzelaktionen, nahmen sich Distanzwürfe, die meist ihr Ziel verfehlten oder kassierten völlig überflüssige Zeitstrafen. So standen in Durchgang zwei meist nur fünf HSV-Feldspieler gegen sechs der Friedrichsfelder gegenüber. „In fast ständiger Unterzahl kannst Du kein Spiel gewinnen…“, orakelte Hubert Renz schon Mitte der zweiten Hälfte. Nur gut, dass Keeper Pascal Lang einigermaßen in Form war und ein noch größeres HSV-Debakel verhinderte…
In der ersten Hälfte war bei Hockenheim noch die Welt in Ordnung, auch wenn nach einer langen Eingewöhnungsphase – ohne Klebemittel – beide Mannschaften erst ab der 8. Minuten so richtig los legten. 1:1 stand es nach zehn Minuten, beide Teams hatten bis dahin zusammen mehr als ein Dutzend Fahrkarten geworfen. Dann legte der HSV jeweils ein Tor vor, der TVF glich aus – das ging so weiter bis zur 24. Minute, als Schinke einen Strafwurf zum 11:9 für die Rennstädter verwandelte. Trotz der 12:10-Führung zur Pause ärgerte sich Halilovic: „Wir haben sechs, sieben Möglichkeiten leichtfertig liegen gelassen. Hoffentlich rächt sich das nicht…“
Diese böse Vorahnung sollte sich tatsächlich bestätigen. Plötzlich stand eine HSV-Mannschaft auf dem Parkett, die man in dieser Verfassung einfach nicht kannte. Beim 17:14 (41.) war der Gast noch einigermaßen dran, doch dann brachen alle Dämme. Immer mehr wurde der Friedrichsfelder Torwart Eichhorn zum gefeierten Spieler, an dem sich die HSV-Akteure regelrecht die Zähne ausbissen. Die komplette Hockenheimer Mannschaft verlor den Kopf und schlitterte in die 18:29-Pleite hinein. Selbst der so kritische Hockenheimer Abwehrspezialist Felix Gubernatis war hernach fast sprachlos: „Ich weiß auch nicht, wie uns so etwas passieren kann…“
Torschützenliste:
HSV: Pascal Lang, Max Lutz, Jonathan Wolf; Daniel Müller (2), Fabian Reinhardt, Felix Gubernatis (1), Mirko Hess (4), Alexander Volz (3), Simon Gans, Philippe Schinke (7/4), Alexander Lein, Hendrik Nees, Max Rausch (1/1).
Autor: Hans Georg Teufel
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