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HANDBALL: Hardheims Trainer Bernd Becker resümiert im Interview die zurückliegende Landesliga-Saison, die sein Team als Vizemeister abschließt / Entdeckung Ernst

„Aufstieg? Dazu müssen sich alle entwickeln“
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Fürst

Der TV Hardheim ist Vizemeister der Handball-Landesliga und kann morgen im Heimspiel gegen die HG Königshofen/Sachsenflur II den Kreispokal holen. Bernd Becker zieht ein Saisonresümee und verschweigt dabei seine Enttäuschung der vertanen Meisterschaftschance nicht.

Herr Becker, die Landesliga-Saison endet mit dem heutigen Spiel in Oftersheim. Träumen sie immer noch vom Aufstieg in die Badenliga oder ist die mögliche Relegation eine zu vage Hoffnung?

Bernd Becker: Diese Hoffnung war schon immer sehr vage. Die SG Heidelsheim/Helmsheim, auf die wir in der BW-Liga schauen müssen, hat noch vier schwere Spiele. Ich glaube nicht, dass wir noch Relegation spielen dürfen.

Ist es ungerecht, die Saison nur auf den verfehlten Aufstieg zu reduzieren, wenn man bereits zwei Spieltage vor Saisonende Vizemeister ist und morgen noch die Chance hat, Kreispokalsieger zu werden?

Becker: Man muss differenzieren: Unser Ziel war nicht der Aufstieg. Wir haben vor der Runde gesagt, dass wir die eigenen jungen Spieler weiterbringen wollen. Ich denke, das haben wir zum Großteil geschafft. Christian Ernst, Henrik Bischof und Silas Hefner sind integriert - und wir haben dazu den zweiten Platz erreicht. Das ist kein Misserfolg. Aber: Es hätte auch mehr sein können, ganz klar. Das ärgert mich schon, aber mit etwas Abstand betrachtet, war die Geschichte nicht so schlecht.

Trotzdem war die Chance auf die Meisterschaft da, weil Ziegelhausen schwächelte. Doch auch dem TV Hardheim fehlten am Ende die Ergebnisse. Woran lag das?

Becker: Ich glaube, die Erklärung ist einfach: Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung, deshalb war auch der Saisonstart, vor allem spielerisch, sehr gut. Dann standen die ersten Spieler aufgrund ihres Studiums nicht mehr regelmäßig zur Verfügung. Wir konnten nicht mehr komplett trainieren und deshalb hat es einen Bruch in unserem Spiel gegeben, weil wir nicht gefestigt waren.

War der Druck zu groß?

Becker: Das hat sicher auch eine große Rolle gespielt, allerdings mehr im Unterbewusstsein. Wir haben am Anfang frei drauflos gespielt. Irgendwann haben einige darüber nachgedacht, dass man aufsteigen könnte, und je mehr man darüber nachgedacht hat, desto mehr war die eigene Leistung blockiert.

Kann man dieses Phänomen auf die Jugend der Mannschaft zurückführen?

Becker: Das ist sicher eine Sache charakterlicher Reife. Die bildet sich beim Einen früher, beim Anderen später. Das kann man also nicht pauschal für die alle sagen.

Vor der Saison haben Sie das Ziel formuliert, dass sich die Mannschaft handballerisch weiterentwickeln muss. Hat sie das getan?

Becker: Ja und nein: Ja, wenn wir auf unser Standardrepertoire zurückgreifen konnten. Wir haben flüssigen Handball gespielt, auf bestimmte Deckungsformationen des Gegners die richtige Lösung gefunden, wenig Fehler gemacht und aggressiv gedeckt. Das ist uns nach und nach abhanden gekommen. Und nein: Am Ende konnte die Mannschaft nicht mehr das umsetzen, was wir ihr eigentlich vorgegeben hatten, vor allem in Drucksituationen. Man kann ja mal schlechter spielen, doch hätten wir in engen Situationen öfter die richtige Entscheidung treffen müssen. Das gelang zu wenig.

Wer ist die Entdeckung der Saison?

Becker: Erstmal Christian Ernst. Mit dieser sensationellen Entwicklung hatten wir nicht gerechnet. Auch Henrik Bischof, der sich sehr gut in die Herrenmannschaft eingeführt hat. Bei ihm waren die Wellentäler etwas größer. Es gab Spiele mit zehn und Spiele mit null Toren. Aber das ist in seinem Alter normal.

Die schwerere Frage: Gibt es auch so etwas wie eine Enttäuschung?

Becker: Ich würde nicht von Enttäuschung sprechen. Es ist aber schon so, dass sich nicht alle Spieler weiterentwickelt haben, wobei ich da jetzt keine Namen nennen möchte.

Von Juraj Pekar als ehemaligem Drittliga-Torhüter hat man sich viel erwartet. Hat er diese Erwartungen erfüllt? Oder ist das nicht in dem Maße relevant, weil sich an seiner Seite Christian Ernst so gut entwickelt hat?

Becker: Wir hatten bei beiden Torhütern Quoten gehaltener Schüsse von 35 und mehr Prozent, das ist absolut in Ordnung. Wenn man nur Pekar herausnimmt, dann mag die Erwartung nicht ganz erfüllt worden sein. Aber ein Spieler braucht auch eine Eingewöhnungszeit und muss die Spielweise und die Typen in der neuen Liga kennenlernen. Das gilt besonders für die Position des Torhüters. Aber im Paket besaßen wir das beste Torhüterduo der Liga.

Sie machen als Trainer weiter. Wie sehen die weiteren Planungen für die kommende Runde aus?

Becker: Wir machen weiter. Jürgen Weimann als Co-Trainer zähle ich genauso dazu. Dino Hohmann und Simon Scherzinger stehen uns aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Damit haben wir vor allem im Abwehrbereich eine Aufgabe zu lösen. Offen ist noch, was Felix Breitenbach macht. Die restlichen Spieler stehen weiter zur Verfügung.

Wie sieht es mit Neuzugängen aus? Muss der Kader größer werden?

Becker: Wir stehen mit Spielern in Kontakt. Wir müssen mindestens die beiden Abgänge ersetzen. Das ist schwer, denn die Gegend hier gibt nicht viel her.

Muss man als Vizemeister für die kommende Saison automatisch das Ziel Aufstieg ausgeben?

Becker: Es wäre unseriös, hierzu jetzt eine Aussage zu tätigen, ohne zu wissen, wie der Kader aussieht. Klar wollen wir wieder vorne dabei sein. . .

. . . und endlich den in Hardheim so ersehnten Aufstieg schaffen. . .

Becker: Dazu müssen sich aber alle weiterentwickeln.
© Fränkische Nachrichten, Samstag, 21.04.2012

Also, dann drück ich mal die Daumen, hoffentlich gibt es ein Wiedersehen in der BL (weil wir dann ja nicht abgestiegen wären) !!
Aber man wird sehen, jetzt wird erstmal neue Kraft getankt und geschaut, wer den Weg nach Ziegelhausen findet und wer weg geht. Am Samstag wurden ja Spieler verabschiedet.

Vielen Dank für's Daumendrücken - wir hätten gar nichts gegen ein Wiedersehen in der Badenliga, zumal der "Köpfel" da sicherlich eine der kürzesten Auswärtsfahrten für uns wäre.

Es wird nächste Runde aber sicher nicht einfacher: Der PSV war in der Rückrunde stärker "als die Polizei erlaubt ", mit Bammental kommt ein Aufsteiger, der ziemlich aufrüstet und offenbar etwas vor hat, Königshofen ist eine "Wundertüte" und bei Leutershausen und Rot weiß man auch nicht, was passiert, wenn sie mal ihr Potenzial abrufen.