Ein teuer erkaufter Sieg für den HSV Hockenheim
Hockenheim gewinnt 29:25 beim TSV Birkenau, verliert aber Torwart Lang durch eine Knieverletztung.
„Ein verrücktes Spiel. So etwas habe ich lange nicht mehr gesehen. Dass wir das Ding am Ende noch mit 29:25-Toren gewonnen haben, spricht eindeutig für die gute Moral unserer Mannschaft. Hockenheims Betreuer Stefan Kögel traf nach dem Handball-Badenliga-Duell seines HSV beim letztjährigen Absteiger TSV Birkenau den Nagel auf den Kopf. Denn Hockenheim präsentierte sich eine Viertelstunde im Südhessischen von allen guten Geistern verlassen, warf sage und schreibe fast 17 Minuten keinen eigenen Treffer, lag aussichtslos 0:8 in Rückstand und verlor zu allem Überfluss in der 6. Minute auch noch Torwart Pascal Lang, der nach einem Zusammenprall mit dem Birkenauer Gerrit Fey mit einer Knieverletzung vom Platz getragen werden musste. In dieser kritischen Viertelstunde brachte es der Gast fertig, 14 Mal in Folge allein am guten TSV-Torwart Ruven Dietrich zu scheitern.
HSV-Coach Haris Halilovic musste jetzt handeln. Der etatmäßige Keeper Jonathan Wolf wurde ins Tor beordert. Philippe Schinke, der eigentlich wegen seiner Fußverletzung pausieren sollte, hielt es nicht mehr auf der Wechselbank und das Defensiv-System wurde auf eine 6:0-Variante umgestellt. Die Birkenauer verloren ab jetzt total die Übersicht. Ihre spieltragenden Akteure Fey, Simon Reisig und Rudolf Varek kombinierten ohne zählbare Erfolge. Aber wichtig fürs Hockenheimer Spiel war, dass alle HSV-Akteure Ruhe und Geduld bewahrten und Unterstützung vom großen eigenen Fanblock in der Langenberghalle erhielten.
Denn so allmählich drehte sich jetzt die Partie sensationell. Nach dem 10:2 (21.) steckten die Rennstädter auch zwei versiebte Siebenmeter lässig weg und starteten eine einmalige Aufholjagd. Simon Gans, Philippe Schinke und Alexander Lein wirbelten die Birkenauer durcheinander, in der Abwehr ließen sich jetzt Felix Gubernatis, Daniel Müller, Schinke und Gans nicht mehr überraschen und im Tor hielt Wolf, was zu halten war. Die Folge war ein 6:0-Lauf für den HSV zum 10:8 – und plötzlich war der Spielverlauf völlig gedreht. Beim 12:9 zur Pause war Hockenheim auf Schlagdistanz am Gastgeber dran.
Die zweite Halbzeit verlief bis zur 51. Minute ausgeglichen und spannend. Aber als Gubernatis nach toller Einzelleistung den HSV erstmals mit 20:19 in Führung gebracht hatte, brachen alle Dämme. Hockenheim erkämpfte sich im wahrsten Sinne des Wortes jetzt einen Zwei-Tore-Vorsprung und behauptete diesen in der Schlussphase sogar in zweifacher Unterzahl. Torwart Wolf parierte beim eigenen 26:24-Vorteil zwei Birkenauer Würfe und Mirko Hess warf beim Unterzahlspiel sogar einen Treffer. Beim 24:27 (58:33) war die Partie entschieden, der 25:29-Endstand nur noch Formsache.
In den Hockenheimer Freudenbecher fiel aber ein dicker Wermutstropfen: „Hoffentlich stellt sich Pascals Knieverletzung als nicht so schlimm heraus, denn uns sind jetzt die Torleute ausgegangen. Jetzt stehen uns nur noch die Keeper aus der zweiten Mannschaft und der A-Jugend zur Verfügung“, blickte Stefan Kögel besorgt in die Zukunft. Trainer Halilovic atmete durch und meinte: „Meine Mannschaft bringt mich noch in den Wahnsinn. Zuerst produziert sie Fehlleistungen wie ein Absteiger – und dann reißt sie mit einer hervorragenden Moral und einer taktischen Meisterleistung ein schier verlorenes Spiel an sich zurück. Da gehört schon einiges dazu. Mich interessiert aber in erster Linie die Personalie Pascal Lang. Ohne ihn müssen wir unsere hohen Ziele zurückschrauben…“
Torschützenliste:
HSV: Pascal Lang, Jonathan Wolf (ab 6.); Hendrik Nees, Daniel Müller (3), Philipp Stotz (2), Karsten Klein (1), Felix Gubernatis(2), Mirko Hess (3), Alexander Volz, Simon Gans (8), Philippe Schinke (5), Alexander Lein (5).
Autor: Hans Georg Teufel
|